Sternbild Aquila (Adler)

Aquila
Aquila: IAU Sternbildkarte [150]

Eigenschaften

Aquila gehört zu den Sommersternbildern. Sein hellster Stern, Atair, markiert mit Deneb (α Cygni) und Vega (α Lyrae) das bekannte Sommerdreieck. Aquila steht im Band der Milchstraße südlich von Cygnus, getrennt durch Sagitta. Der Stern Atair ist durch seine beiden schwächeren Begleiter (β und γ Aquilae), die ihn wie Leibwächter rechts und links begleiten, leicht zu erkennen; sie tragen die Namen Alshain und Tarazed, die sich beide aus dem persischen Namen des Sternbildes, Shahin tara zed (sternenbesetzter Falke), ableiten. Diese Formation ist das auffälligste Merkmal dieses Sternbildes, das sternreiche Gegenden, vor allem nahe der südwestlichen Grenze zu Scutum, enthält. Die Fläche von Aquila beträgt 652 Quadratgrad und es kulminiert um Mitternacht etwa am 12. Juli. [9, 15]

Sterne mit Eigennamen [154]
α Aql Altair, Atair
β Aql Alshain, Alschairn
γ Aql Tarazed, Reda
ε Aql Deneb El Okab, Deneb
ζ Aql Deneb El Okab, Deneb
Daten für das Sternbild Aquila [150]
IAU NameAquila
IAU GenitivAquilae
IAU KürzelAql
Deutscher NameAdler
Saison (47° N)Juli … September
Rektaszension18h 41m 18s … 20h 38m 44s
Deklination-11° 51' 59" … +18° 41' 18"
Fläche652 deg2
Nachbarn (N↻)Sge, Her, Oph, Ser, Sct, Sgr, Cap, Aqr, Del

Deep-Sky Objektbeschreibungen

Kataloge

Mythologie und Geschichte

Ein Sternbild aus dem klassischen Altertum. Seit über 3000 Jahren war es unter dem Namen Adler bekannt. In der griechischen Mythologie raubte der Adler Antinous, einer der Freier der Penelope, der Gattin von Odysseus, und brachte ihn auf den Olymp, wo er ein Diener der Götter wurde. Der Adler war stets an Zeus' Seite in seinem langen Kampf gegen die Titanen um der Kontrolle des Universums. Seine Aufgabe war es, Zeus' Donnerpfeile zu tragen, damit er damit die Titanen töten konnte. [73]

Sternbild Aquila
Sternbild Aquila: Illustration aus «Uranometria» von Johann Bayer, Kupferstich von Alexander Mair, 1603 [28]

Aquila spielte auch eine Rolle in den häuslichen Angelegenheiten auf dem Olymp, dem Sitz der Götter. Eines Tages benötigten die Götter einen neuen Becherträger, der ihnen frischen Nektar servieren sollte. Diese Aufgabe konnte aber allein vom schönsten Jüngling auf Erden erledigt werden. Der Adler wurde ausgesandt, einen neuen Becherträger zu finden. Als er Zeus den stattlichen Trojanischen Prinzen Ganymedes brachte, war der König der Götter so entzückt, dass er dem Adler einen Platz unter den Sternen schenkte. [73]

Ein Adler kommt auch in der Herkules-Sage vor. Auf dem Weg zum Baum mit den goldenen Äpfel der ewigen Jugend am westlichen Rand der Erde, kam Herkules im Kaukasus an einer einsamen Stelle vorbei. Dort lag Prometheus, ein Sohn des Himmelsgottes Uranos und der Mutter Erde, an einen Felsen geschmiedet. Dies war die Strafe der Götter, da Prometheus Menschen aus Ton geschaffen hat, für die er später das Feuer vom Himmel gestohlen haben soll. Täglich kam ein Adler vorbei, riss mit seinem spitzen, krummen Schnabel den Leib auf und frass an seiner Leber. Als Herkules dieses grausige Schauspiel sah, schoss er mit einem Pfeil auf den Adler und befreite somit Prometheus - zumindest für kurze Zeit - von seiner Qual. Über dem Sternbild Aquila fliegt heute noch ein Pfeil - ob Herkules doch nicht getroffen hat? [20]

An eine andere Version der ersten Begebenheit knüpft sich die Bezeichnung Der Adler mit dem Antinous oder Servans Antinoum: Der Lieblingsknabe Kaiser Hadrians (2. Jh. n.Chr.), ein Ideal jugendlicher Schönheit, war in einem Fluss ertrunken, man weiß nicht ob es ein Ungklücksfall war oder er sich selbst ertränkt hat, um durch diesen Opfertod seinem Gönner Hadrian ein langes Leben zu erwirken. Kurz danach sandte Zeus seinen Adler aus, um Antinous zum Sternenhimmel emporzuheben. Viele Sternkarten zeigen den Knaben in den Fängen des Adler und einige Zeit lang war er als eigenes Sternbild, südlich von Aquila geführt worden. [20, 62]

Quellenangaben

  • [9] «Drehbare Sternkarte SIRIUS» von H. Suter-Haug; Hallwag-Verlag, Bern
  • [15] «Hartung's Astronomical Objects for Southern Telescopes» by David Malin and David J. Frew; Melbourne University Press 1995; ISBN 0-522-84553-3
  • [20] «Sternbilder und ihre Mythen» von Gerhard Fasching; Zweite, verbesserte Auflage; Springer Verlag Wien, New York; ISBN 3-211-82552-5 (Wien); ISBN 0-387-82552-5 (New York)
  • [28] «Uranometria omnium asterismorum continens schemata, nova methodo delineata aereis laminis expressa» Johann Bayer, Augsburg, 1603; DOI:10.3931/e-rara-309
  • [62] Eye On The Sky: Aquila by Deborah Byrd; Astronomy 7/93, p.48
  • [73] The Starry Sky: Aquila by Deborah Byrd; Astronomy 8/94, p.51
  • [150] IAU: The Constellations, 11. Oktober 2020; iau.org/public/themes/constellations
  • [154] Yale Bright Star Catalog, 15. Oktober 2020; tdc-www.harvard.edu/catalogs/bsc5.html