Sternbild Hydra (Wasserschlange)

Hydra
Hydra: IAU Sternbildkarte [150]

Eigenschaften

Hydra ist mit einer Fläche von 1303 Quadratgrad das größte und mit rund sieben Stunden in Rektaszension (105°) auch das längste Sternbild am Himmel. Aufgrund der jedoch zahlreichen lichtschwachen Sterne ist es nur nur schwer zu identifizieren. Neben Alphard, dem hellsten Stern, der das Herz der Wasserschlange darstellt, ist nur noch der aus einer Gruppe von sechs Sternen bestehende Kopf leicht zu finden. Der Kopf der Hydra liegt südlich von Cancer. Der Körper taucht unter den Äquator und windet sich nach Osten, südlich von Sextans, Crater, Corvus, Virgo bis zur Libra, wo der Schwanz zu finden ist. Alphard kulminiert jeweils etwa am 9. Februar um Mitternacht. [9, 15]

Sterne mit Eigennamen [154]
α Hya Alphard, Alfard, Alphart, Kalbelaphard, Cor Hydrae
σ Hya Al Minliar Al Shuja, Minchir
Daten für das Sternbild Hydra [150]
IAU NameHydra
IAU GenitivHydrae
IAU KürzelHya
Deutscher NameWasserschlange
Saison (47° N)Januar … April
Rektaszension08h 10m 56s … 15h 02m 31s
Deklination-35° 41' 38" … +06° 37' 49"
Fläche1303 deg2
Nachbarn (N↻)Crt, Sex, Leo, Cnc, CMi, Mon, Pup, Pyx, Ant, Cen, Lup, Lib, Vir, Crv

Deep-Sky Objektbeschreibungen

Kataloge

Mythologie und Geschichte

Bei der nördlichen Wasserschlange überlagern sich zwei verschiedene Bilder aus der griechischen Mythologie.

Das erste Bild zeugt von der eher harmlosen Wasserschlange aus der Geschichte des Raben: Der Rabe wurde von Apollon ausgesandt, um mit einem goldenen Becher frisches Quellwasser zu holen. Stattdessen tat sich dieser an Feigen gütlich und trug bei seiner Rückkehr die Wasserschlange in seinen Fängen, als angebliche Begründung für seine Verspätung. Um jedermann an diese Untat zu erinnern, wurden der Rabe samt Becher und Wasserschlange am Himmel zur Schau gestellt.

Von einem ganz anderen Schlag war die Wasserschlange, mit der Herakles zu tun hatte: In einem Sumpf in der Nähe von Lerna, einem See und einer Stadt an der Küste von Argo, hauste ein unsagbar gefährliches und grässliches Untier. Diese Schlange soll mehrere Köpfe gehabt haben. Fünf sollen es gewesen sein, aber manche sprechen auch von sechs, neun, ja fünfzig oder hundert Köpfen, aber in jedem Falle war der Kopf in der Mitte unverwundbar. Fürchterlich war es, da diesen grässlichen Mäulern - ob die Schlange nun schlief oder wachte - ein fauliger Atem, ein Hauch entwich, dessen Gift tödlich war. Kaum schlug ein todesmutiger Mann dem Untier einen Kopf ab, wuchsen auf der Stelle zwei neue Häupter hervor, die noch furchterregender waren. Eurystheus, der König von Argos, beauftragte Herakles in seiner zweiten Aufgabe diese lernäische Wasserschlange zu töten.

Sternbild Hydra
Sternbild Hydra: Illustration aus «Uranometria» von Johann Bayer, Kupferstich von Alexander Mair, 1603 [28]

Also zog Herakles aus und sein Neffe Iolaos, ein tüchtiger kalydonischer Jäger, begleitete ihn. Er versuchte als erstes mit Brandpfeilen die Schlange aus ihrem Schlupfwinkel zu vertreiben, dann wollte er ihr mit der riesenhaften Keule ans Leben, doch erfolglos. Auch das messerscharfe Sichelschwert half nicht viel, denn jeder Kopf wuchs nach - nicht bloß einfach, sondern gleich zweifach. Herakles schickte Iolaos in den Wald, um dort ein Feuer zu entfachen, damit Brandfackeln gebracht werden können. Er presste die Fackeln auf die frisch geschlagene Wunden und verhinderte somit ein erneutes Nachwachsen. Beinahe wäre auch dieser Angriff vereitelt worden, denn Hera hasste aus tiefstem Herzen den unehelichen Sohn ihres Gatten Zeus und sandte einen großen Krebs, der den Helden in dieser gefährlichen Situation in die Ferse stach. Doch Herakles zertrat das Tier und schleuderte es weg. Er und sein Neffe enthaupteten schließlich die Schlange vollends und befreiten die Stadt Lerna dadurch vor einer großen Gefahr. Herakles tauchte dann seine Pfeilspitzen in das giftige Blut, das aus den Hälsen der Schlange quoll. Seine Pfeile waren fortan noch viel gefährlicher, als sie es vorher schon waren.

Die Nördliche Wasserschlange wird auch als Weibliche Wasserschlange und als Große Wasserschlange bezeichnet und trägt auch die lateinischen Namen Hydra, Hydra et Crater oder Hydra et Corvus. Früher existierte das Sternbild Faelis, Felis bzw. Katze südlich von der Nördlichen Wasserschlange, wird aber heute nicht mehr anerkannt. [20]

Quellenangaben

  • [9] «Drehbare Sternkarte SIRIUS» von H. Suter-Haug; Hallwag-Verlag, Bern
  • [15] «Hartung's Astronomical Objects for Southern Telescopes» by David Malin and David J. Frew; Melbourne University Press 1995; ISBN 0-522-84553-3
  • [20] «Sternbilder und ihre Mythen» von Gerhard Fasching; Zweite, verbesserte Auflage; Springer Verlag Wien, New York; ISBN 3-211-82552-5 (Wien); ISBN 0-387-82552-5 (New York)
  • [28] «Uranometria omnium asterismorum continens schemata, nova methodo delineata aereis laminis expressa» Johann Bayer, Augsburg, 1603; DOI:10.3931/e-rara-309
  • [150] IAU: The Constellations, 11. Oktober 2020; iau.org/public/themes/constellations
  • [154] Yale Bright Star Catalog, 15. Oktober 2020; tdc-www.harvard.edu/catalogs/bsc5.html