Integralzeichen-Galaxie (UGC 3697)

UGC 3697: Aufnahmen (Bänder L, W) mit dem VLA Schmidt in Chile aus den Jahren 2000 und 2017 [492]

Geschichte

Die «Integralzeichen-Galaxie» (GB 1) wurde 1967 von Geoffrey Burbidge bei der Durchsicht der Fotoplatten des «Palomar Observatory Sky Survey» gefunden. Zu dieser Zeit waren keine anderen Galaxien mit dieser ungewöhnlichen Form eines Integralzeichens bekannt. [490]

Physikalische Eigenschaften

UGC 3697 ist eine massearme Sd-Spiralgalaxie. Sie zeigt eine superdünne Scheibenmorphologie, die wir von der Seite sehen. Die Galaxie ist verzogen wie ein Kartoffelchip oder eine Schallplatte, die zu lange in der Sonne gelegen hat. Ein gewisses Maß an Verkrümmung wird in einem großen Teil der Galaxien beobachtet, aber nur wenige sind so stark verkrümmt wie UGC 3697. Im Gegensatz zu normalen Edge-On Spiralgalaxien, bei denen die hellste Konzentration von H-I typischerweise in der Nähe der zentralen Regionen der Galaxie zu finden ist, zeigt UGC 3697 einen hellen Emissionsknoten nahe dem westlichen Rand. Von dieser Stelle aus erstrecken sich auch Gasfilamente, die bis zu 7 kpc aus der Ebene aus reichen. Weder die Filamente noch die helle Knoten in der Mittelebene haben offensichtliche optische Gegenstücke.

UGC 3697 ist Teil einer kleinen Galaxiengruppe, zu der die eigentümliche elliptische Galaxie UGC 3714 und mehrere Zwerggalaxien gehören. UGC 3714 liegt in einer projizierten Entfernung von 39 kpc von UGC 3697 und ist das optisch hellste Gruppenmitglied. Es wurde seit langem angenommen, dass sie für die Anregung des Warps von UGC 3697 durch Gezeiteneffekte verantwortlich sei. Gezeitenkräfte sind jedoch eher ineffiziente Warptreiber. Neue Beobachtungen haben starke Beweise dafür erbracht, dass die Galaxie kürzlich mit einer Satelliten-Zwerggalaxie verschmolzen ist. [491]

Scheinbare Helligkeiten in verschiedenen Filtern betragen: B 13.1 mag, J 11.508 mag, H 10.822 mag, K 10.528 mag. Die Entfernung wird mit 46.27 Mpc angegeben. [145]

«Catalogue of Principal Galaxies» Paturel et al., 1989 [144]
PGCRADecmTypeDimBtotHRVPANames
PGC 2034807 11 21.3+71 50 06S3.3 x .213.3313776UGC 3697, MCG 12-7-28, CGCG 330-26, IRAS 7055+7155, ANON 705+71
PGC 2039807 12 33.8+71 44 56S1.8 x 1.612.7305135UGC 3714, MCG 12-7-32, CGCG 330-30, ANON 706+71
PGC 2041207 13 04.5+71 39 58.4 x .215.9CGCG 330-32

Auffindkarte

Die Galaxie UGC 3697 befindet sich im Sternbild Camelopardalis (Giraffe). Die beste Beobachtungszeit ist September bis März, wenn es nachts am höchsten steht.

Auffindkarte Integralzeichen-Galaxie (UGC 3697)
Integralzeichen-Galaxie (UGC 3697) im Sternbild Camelopardalis. Karte mithilfe von SkySafari 6 Pro und STScI Digitized Sky Survey erstellt. Grenzgrößen: Sternbildkarte ~6.5 mag, DSS2-Ausschnitte ~20 mag. [149, 160]

Visuelle Beobachtung

UGC 3697, UGC 3714: Bleistiftskizze; 12.5" Ninja-Dobson f/4.5, TV-Radian 8 mm, 181x, 0.33°, D: 6.4 mag, L: ruhig Fön; Honegg 1460 m; © 26. 12. 2002, 23:15 Eduard von Bergen

320 mm Öffnung: Visuell ist zwar kein Integralzeichen zu erkennen, aber ein schmaler länglicher Strich. Mit einer Helligkeit von 14.5 mag ist die Galaxie unter dunklem, alpinem Himmel gut erkennbar. Hilfreich für die Aufsuche sind die beiden 6.4 mag und 7.0 mag hellen Sterne und das markante Dreieck mit 11m-Sternen. Die UGC 3714 mit 12.7 mag zeigt einem an, dass man im richtigen Sternenfeld liegt. Ein 14.7 mag heller Stern steht unmittelbar neben der gesuchten Integralzeichen-Galaxie.

Die schwache Galaxie PGC 20412 mit 16.0 mag kann man noch als Zugabe versuchen. Vorausgesetzt man trifft auf beste Durchsichtsbedingungen und hat eine Objektivöffnung über 320 mm zur Verfügung. [192]

12.5" Ninja-Dobson, F:4.5, TV-Radian 8 mm 181x, 0.33°
Eduard von Bergen

Weitere Objekte in der Nähe (±15°)

Quellenangaben