Sternbild Gemini (Zwillinge)

Gemini
Gemini: IAU Sternbildkarte [150]

Eigenschaften

Das Sternbild Gemini liegt nordöstlich des Orions und hat etwa die Form eines langen Rechtecks in Richtung Orion. Die beiden hellsten Sterne Castor (α Geminorum) und Pollux (β Geminorum) sind sehr auffällig. Pollux ist der südlichere und hellere der beiden. Die beiden Zwillingssterne Castor und Pollux bilden zusammen mit Capella (α Aurigae), Aldebaran (α Tauri), Rigel (β Orionis), Sirius (α Canis Majoris) und Procyon (α Canis Minoris) das Wintersechseck. Die Sternbildfläche beträgt 514 Quadratgrad und das Zentrum kulminiert jeweils etwa am 4. Januar um Mitternacht. [9, 15]

Sterne mit Eigennamen [154]
α Gem Castor, Apollo
β Gem Pollux, Hercules
γ Gem Alhena
δ Gem Wasat, Wesat
ε Gem Mebsuta, Melucta, Meboula
ζ Gem Mekbuda
η Gem Propus, Praepes, Tejat Prior
ι Gem Propus
μ Gem Tejat Posterior, Calx, Pish Pai
ξ Gem Alzirr
1 Gem Propus
Daten für das Sternbild Gemini [150]
IAU NameGemini
IAU GenitivGeminorum
IAU KürzelGem
Deutscher NameZwillinge
Saison (47° N)Oktober … April
Rektaszension06h 00m 30s … 08h 07m 58s
Deklination+09° 48' 35" … +35° 23' 26"
Fläche514 deg2
Nachbarn (N↻)Aur, Tau, Ori, Mon, CMi, Cnc, Lyn

Deep-Sky Objektbeschreibungen

Kataloge

Mythologie und Geschichte

Castor und Pollux waren schon in vielen Kulturen als Zwillinge bekannt. Manchmal wurden sie auch Die Dioscuri oder die Söhne des Zeus, des Königs der Götter bezeichnet. Ihre Mutter war die wunderschöne Leda, der Zeus in der Gestalt eines Schwans erschien. Pollux besaß eine unsterbliche Seele; bei seinem Tode war ihm ein Zuhause auf dem Olymp zugesprochen. Castor jedoch war sterblich.

Sternbild Gemini
Sternbild Gemini: Illustration aus «Uranometria» von Johann Bayer, Kupferstich von Alexander Mair, 1603 [28]

Einige sagten, Castors Vater wäre nicht der mächtige Zeus gewesen, sondern der irdische König Tyndareos von Sparta. Somit war Castor, wie auch der übrigen Menscheit, die Unterwelt von Hades als allerletzte Ruhestätte bestimmt. Diese Welt des Todes war kein Platz der Bestrafung wie in der christlichen Vorstellung, sondern ein Platz unabläßiger Teilnahmslosigkeit und Langeweile.

Castor zeichnete sich in der Reitkunst aus, während sich Pollux im Boxen und im Kämpfen von Schlachten bewährte. Man erzählte sich, die beiden wären sich so ähnlich, wie es nur Zwillinge sein könnten. Beide heirateten die hübschen Töchter eines Königs von Sparta.

Ein trauriger Tag kam, als während eines Aufruhrs eine Lanze Castors Herz durchbohrte. Pollux begriff, dass nun sein Zwillingsbruder für immer im Hades verweilen würde. Er bat Zeus, ihn zusammen mit ihm in die Unterwelt zu senden. Zeus war aber nicht fähig diese Bitte zu gewähren. Er versprach jedoch Pollux, dass er und sein Bruder Castor die Hälfte ihrer Zeit auf dem Olymp und die andere Hälfte im Hades, verbringen würden. Den beiden wurde sodann ein Platz unter den Sternen des Firmaments beschert.

Die Blackfoot-Indianer verwendeten dieselbe Sternfigur, um von zwei Säuglingen zu erzählen, dessen Mutter von einem wandernden Medizinmann umgebracht wurde: Der Medizinmann plazierte den einen Säugling neben der Asche des Feuers im Tipi und gab ihm den Namen Häuptling der Asche. Den anderen setzte er hinter ein Büffelfell und nannte ihn Den dahinter Steckenden. Die beiden bekamen magische Kräfte, wie sie zum Manne heranwuchsen. Als sie starben, stiegen sie als Zwillinge in den Himmel empor.

Die Chinesen verbanden Castor und Pollux mit den beiden mystischen Elementen des Universums. Diese Sterne, so sagte man, repräsentieren Yin und Yang - die Verkörperung von Gegensätzlichkeiten der Welt: Tag und Nacht, Licht und Dunkelheit, das Gute und das Böse. Von Yin sagt man, er sei weiblich, während Yang männlich ist. Yin repräsentiert den Schatten und Yang das Licht. Yin ist der Winter, Yang der Sommer und so weiter. In dieser Philosophie hat ein Element ohne das andere keine Bedeutung. [86]

Quellenangaben

  • [9] «Drehbare Sternkarte SIRIUS» von H. Suter-Haug; Hallwag-Verlag, Bern
  • [15] «Hartung's Astronomical Objects for Southern Telescopes» by David Malin and David J. Frew; Melbourne University Press 1995; ISBN 0-522-84553-3
  • [28] «Uranometria omnium asterismorum continens schemata, nova methodo delineata aereis laminis expressa» Johann Bayer, Augsburg, 1603; DOI:10.3931/e-rara-309
  • [86] The Starry Sky: Gemini by Deborah Byrd; Astronomy 1/96, p.64
  • [150] IAU: The Constellations, 11. Oktober 2020; iau.org/public/themes/constellations
  • [154] Yale Bright Star Catalog, 15. Oktober 2020; tdc-www.harvard.edu/catalogs/bsc5.html