NGC 2419, Intergalaktischer Wanderer

Geschichte
Der Kugelsternhaufen NGC 2419 wurde am 31. Dezember 1788 von Wilhelm Herschel entdeckt und als I 218 katalogisiert (class I = bright nebulae). Er beschrieb ihn wie folgt: «beträchtlich hell, rund, ganz allmählich viel heller in der Mitte, etwa 3' Durchmesser» [465]
Physikalische Eigenschaften
Mit einer Entfernung von 83 kpc (rund 270'000 Lichtjahre) ist NGC 2419 einer der entferntesten Kugelsternhaufen, weiter entfernt als die Grosse Magellansche Wolke. Bis vor kurzem glaubte man, er gehöre gar nicht zum Halo der Milchstrasse, weshalb er den Spitznamen «Intergalaktischer Wanderer» erhielt. [145, 196]

Messungen mittels dem Hubble Weltraumteleskop und dem Gaia Weltraumteleskop zeigten, dass NGC 2419 das Zentrum der Milchstrasse auf einer fast polaren Bahn von etwa 53 kpc bis 98 kpc (173'000 bis 320'000 Lichtjahre) umrundet und dafür etwa vier Milliarden Jahre benötigt. Dies und der gemeinsame Rotationssinn um die Milchstrasse machen es sehr wahrscheinlich, dass dieser Kugelsternhaufen einst zur elliptischen Sagittarius Zwerggalaxie (Sgr dSph, Sag DEG) gehörte. [302]
Für gewöhnlich zeigen Sterne innerhalb Kugelsternhaufens sehr ähnliche Eigenschaften, wie zum Beispiel das Alter und der Metallgehalt (in der Astronomie alle Elemente schwerer als Helium), da die Sterne zur selben Zeit entstanden sind. Es wurde auch angenommen, dass diese Ähnlichkeit auch für den Heliumgehalt der einzelnen Sterne innerhalb des Kugelsternhaufens gelten wurde. Studien von NGC 2419 mittels dem Hubble Weltraumteleskop zeigten, dass diese Annahme nicht immer stimmt. Dieser Kugelsternhaufen zeigt zwei unterschiedliche Population von Roten Riesen, ein von diesen ist ungewöhnlich reichhaltig an Helium. Andere Elemente wie z. B. Stickstoff weisen auch starke Unterschiede bei den einzelnen Sternen auf. Diese Population heliumreicher Sterne wurden vorwiegend im Zentrum des Kugelsternhaufens gefunden und sie scheinen auch anders zu rotieren wie die andere Population. Dies wirft Fragen auf, ob beide Sternpopulationen zusammen entstanden sind oder unterschiedlichen Ursprungs sind. [301]
Bezeichnung | NGC 2419 |
Typ | GCL (II) |
Rektaszension | 07h 38m 08.5s |
Deklination | +38° 52' 57" |
Durchmesser | 4.60 arcmin |
Visuelle Helligkeit | 10.3 mag |
Dreyer Beschreibung | pB, pL, lE 90°, vgbM, * 7·8 267°, 4' dist |
Identifikation | GCL 12, Intergalactic wanderer |
Auffindkarte
NGC 2419 befindet sich in einer sternarmen Region im Sternbild Lynx (Luchs), rund 7° nördlich vom hellen Stern Castor (α Geminorum). Die beste Beobachtungszeit ist November bis April.

Visuelle Beobachtung
320 mm Öffnung: Als Zeiger dienen zwei etwa gleich helle Sterne in deren Linie der «Intergalaktische Wanderer» folgt. Der Kugelsternhaufen NGC 2419 ist als kugeliger Nebelfleck, aber nicht in Einzelsterne aufgelöst, zu erkennen. Das Zentrum erscheint ein wenig punktförmig aufgehellt. — 12.5" f/4.5 Ninja-Dobsonian, Glaubenberg, 25. 3. 2022, Eduard von Bergen
400 mm Öffnung: Bei geringer Vergrößerung (21 mm Tele Vue Ethos, 85x) fällt der Kugelsternhaufen als rundes Nebelchen in der Verlängerung zweier heller 7 mag Sterne auf. Einer davon ist ein Doppelstern. Ein sehr schöner Anblick. Mit den zwei weiteren, etwas schwächeren Sternchen am anderen Ende sieht es etwas wie ein Pfeil aus, der auf den Kugelsternhaufen zufliegt. Bei ruhiger Luft, glaubt man vereinzelt kleine Sternchen im Kugelsternhaufen aufblitzen zu sehen. Im 16 mm Nagler Okular (112x) entpuppen sich diese als feine Nachbarsterne und treten deutlicher hervor. Der Haufen selbst bleibt neblig mit einer etwas helleren Mitte. Im 9 mm Nagler Okular (200x) ist der Anblick am schönsten. Der Kontrast vom Kugelsternhaufen zum Himmelshintergrund erscheint hier am besten und die Spezialität mit den beiden hellen Sternen bietet ein schönes Gesamtbild. Der Kugelsternhaufen lässt sich selbst bei noch mehr Vergrößerung (bis 450x) nicht in Einzelsterne auflösen. Dazu ist er zu dunkel. — Taurus T400 f/4.5 Dobsonian, Glaubenberg, SQM-L 20.9, 25. März 2022, 21:00 CET, Bernd Nies