Sternbild Aries (Widder)

Aries
Aries: IAU Sternbildkarte [150]

Eigenschaften

α, β und γ Arietis bilden eine gebogene Linie und repräsentieren die Hörner des Widders. Diese Sterne sind nicht wegen ihrer Helligkeit, sondern wegen ihres einfach zu merkenden Musters auffallend. Aries befindet sich westlich vom auffälligen Siebengestirn, den Pleiaden, gefolgt von Taurus. Die Sternbildfläche beträgt 441 Quadratgrad. Das Zentrum kulminiert um Mitternacht etwa am 20. Oktober. [9]

Sterne mit Eigennamen [154]
α Ari Hamal, Hemal, Hamul, Ras Hammel
β Ari Sharatan, Sheratan, Al Sharatain
γ2 Ari Mesarthim, Mesartim, "First Star In Aries"
δ Ari Botein
Daten für das Sternbild Aries [150]
IAU NameAries
IAU GenitivArietis
IAU KürzelAri
Deutscher NameWidder
Saison (47° N)August … Februar
Rektaszension01h 46m 37s … 03h 29m 42s
Deklination+10° 21' 48" … +31° 13' 17"
Fläche441 deg2
Nachbarn (N↻)Tri, Psc, Cet, Tau, Per

Deep-Sky Objektbeschreibungen

Kataloge

Mythologie und Geschichte

Das Sternbild Aries lässt sich bis ins Altertum zurückverfolgen. Obwohl es eher ein unscheinbares Sternbild ist, haben sich viele Legenden darum gebildet.

Eine Legende stammt aus der griechischen Mythologie. Da war Aries der Widder mit dem Goldenen Vlies. Einige sagen, dass dieser Widder der König der Götter selbst sei: Zeus nahm vermutlich die Form eines Widders an, um der Verfolgung durch die Riesen zu entfliehen. [76]

In einer anderen Legende wurde der Widder von Hermes - dem Götterboten und Gott des Schlafes und der Träume - gesandt um den Prinzen Phrixos und dessen Schwester Helle zu retten. Die beiden waren die Kinder der Wolkengöttin Nephele und des Herrschers von Orchomenos. Sie sollten auf Wunsch der Geliebten des Vaters, Ino, geopfert werden. Der Widder versuchte den Prinzen und die Prinzessin auf seinem Rücken durch die Luft über Land und Meer zu tragen - doch Helle fiel zu Tode, während sich Phrixos an des Widders Wolle festklammerte und sich dadurch retten konnte. Der Widder trug den Prinzen in ein Land nahe dem Schwarzen Meer. (Die Meerenge Dardanellen, zwischen der Ägäis und dem Marmarameer, trug aufgrund dieser Legende im Altertum den Namen Hellespont.)

Sternbild Aries
Sternbild Aries: Illustration aus «Uranometria» von Johann Bayer, Kupferstich von Alexander Mair, 1603 [28]

Der Widder befahl dann Phrixos, ihn den Göttern zu opfern und ihm seine goldene Wolle abzunehmen. Phrixos überreichte das Vlies König Aeetes, der es in ein geheiligtes Gehölz hing, wo es von einem schlaflosen Drachen bewacht wurde. Das goldene Vlies war so strahlend hell, dass es das Land nachts in goldenes Licht tauchte.

Später wurde das Goldene Vlies mit der Reise des Schiffes Argo, bemannt mit Jason und seinen berühmten Argonauten - den Helden der griechischen Sage - in Verbindung gebracht. Sie fuhren nach Kolchis um das Goldene Vlies zu erobern. In der Zwischenzeit wurde dem Widder wegen seiner Freundlichkeit und seiner Großzügigkeit ein Platz unter den Sternen beschert.

Vielleicht sind die Sterne des Sternbilds Aries deshalb so dunkel, weil der Widder sein strahlend helles Goldenes Vlies verlor, bevor der zwischen den Sternen platziert wurde. [76]

Das Sternbild war für die Römer Aries; Ovid hat es Phrixea Ovis (Schaf des Phrixos), andere haben es Portior Phrixi, Phrixi Vector (soviel wie Fährmann des Phrixos) genannt. Nach der goldenen Fellfarbe hat es Ovis aurea und Ovis auratus geheißen.

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass früher ein heute nicht mehr anerkanntes Sternbild nördlich vom Widder existierte. Das Sternbild hieß Musca Borealis (Nördliche Fliege). Andere Bezeichnungen waren Fliege, Vespa (Wespe, Bremse) und Apis (Biene).

Eine andere Auffassung meint, dass Aries die zum Teil modifizierte Figur Beel-zebul darstellt. Beel-zebul oder Beelzebub ist eine etymologische, aber nicht ganz gesicherte Ableitung von Baal-Zebub, dem Herr der Fliegen. Eine andere Ableitung ist die der phönikischen Gottesvorstellung: Baal der Fürst. Im Neuen Testament (Matthäus 12, 24-27) sieht man im Beelzebub den obersten Dämon, im Mittelalter hat man ihn als Patron der Magie und des Zaubers aufgefasst; christliche Theologen haben ihn zum Fürst des Reiches der Finsternis, zum Teufel, gewandelt. [20]

Die Araber sahen in den Sternen des Aries ein Schaf, die Chinesen einen Hund. [7]

Quellenangaben

  • [7] «Der grosse Kosmos-Himmelsführer» von Ian Ridpath und Wil Tirion; Kosmos Verlag; ISBN 3-440-05787-9
  • [9] «Drehbare Sternkarte SIRIUS» von H. Suter-Haug; Hallwag-Verlag, Bern
  • [20] «Sternbilder und ihre Mythen» von Gerhard Fasching; Zweite, verbesserte Auflage; Springer Verlag Wien, New York; ISBN 3-211-82552-5 (Wien); ISBN 0-387-82552-5 (New York)
  • [28] «Uranometria omnium asterismorum continens schemata, nova methodo delineata aereis laminis expressa» Johann Bayer, Augsburg, 1603; DOI:10.3931/e-rara-309
  • [76] The Starry Sky: Aries by Deborah Byrd; Astronomy 10/94, p.50
  • [150] IAU: The Constellations, 11. Oktober 2020; iau.org/public/themes/constellations
  • [154] Yale Bright Star Catalog, 15. Oktober 2020; tdc-www.harvard.edu/catalogs/bsc5.html