Antennen-Galaxien (NGC 4038/9)
Geschichte
Diese beiden Galaxien wurden am 7. Februar 1785 von Wilhelm Herschel mit seinem 18,7-Zoll Spiegelteleskop entdeckt. Er listete sie mit einem einzigen Eintrag IV 28 auf und notierte: «Ziemlich hell, groß, sich öffnend mit einem Zweig oder zwei Nebeln, die sehr schwach miteinander verbunden sind. Der südliche ist der kleinste.» [463] John Herschel verzeichnete zwei Einträge. Notizen zu h 1052: «Sehr groß, rund, sehr allmählich heller in der Mitte; der Hauptnebel eines schönen Doppelnebels. Der andere ist 2' südlich. Sie laufen zusammen.» Anmerkungen zu h 1053: «Der nördliche des Doppelnebels. Er ist der kleinere und schwächere der beiden.» [466] 1888 nahm Dreyer die beiden Nebel als NGC 4038 und NGC 4039 in seinen «New General Catalogue» auf. [313]
Physikalische Eigenschaften
Beim Galaxienpaar NGC 4038 und NGC 4039 handelt es sich um zwei kollidierende Galaxien. Die beiden hellen Zentralregionen verschmelzen zu zwei elliptischen Klumpen, welche an ihrerm östlichen Seite zusammengeklebt erscheinen. Von dort aus erstrecken sich zwei lange, gebogene Filamente, welche sehr weit in den Raum hinaus reichen. Das nördlichere kann etwa fünf Bogenminuten lang verfolgt werden, das südlichere mehr als deren zehn. Diese beiden Filamente gleichen den langen Fühlern eines Käfers, daher der zweite Spitzname Antennae.
Von den beiden Filamenten geht eine starke Radiostrahlung aus, welche 1957 entdeckt wurde. Der bekannte Astronom Fritz Zwicky zeigte, dass die Gezeitenkräfte zweier kollidierender Galaxien zu neuer Sternbildung anregt. Tatsächlich wurde am Ende des südlichen Filaments von NGC 4039 eine neblige Region entdeckt, welche allem Anschein nach eine junge Protogalaxie zu sein scheint. Kürzlich gebildete massive Sterne regen das umgebende Gas zum leuchten an, aus welchem sie gebildet wurden.
Die verbliebenen, relativ ungestörten Regionen der beiden Galaxien (Abb. 2 unten) zeigen nur geringe Farbunterschiede, welche nahelegen, dass es sich bei den beiden vor ihrer Kollision um Galaxien des Typs S0 und nicht um Spiralgalaxien gehandelt haben muss. S0-Galaxien sind scheibenförmige, relativ gasarme Galaxien, deren Farbe im Mittel etwas gelblicher als die der Spiralgalaxien ist. Dies könnte erklären, warum die Sternbildung hauptsächlich in der einen der beiden Galaxien stattfindet - dort wo das Gas ist.
In den Zentralregionen der beiden kollidierenden Galaxien wurden mit Hilfe des (damals noch unkorrigierten) Hubble Space Telescopes junge Sternhaufen gefunden, welche nicht älter als 10 Mio. Jahre sein dürften. Es ist noch nicht geklärt, ob es sich dabei um offene oder Kugelsternhaufen handelt, doch ihr mittlerer Radius von etwa 60 Lichtjahren ist mit dem von typischen Kugelsternhaufen der Milchstrasse vergleichbar. Die meisten bilden dichte Gruppen von etwa einem Dutzend in der grossen H II Region in welcher sie gebildet wurden. [4, 112, 116]
Laut LEDA [134] bewegen sich die beiden Galaxien sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 1400 km/s vom Zentrum der lokalen Gruppe weg, was bei einer Hubble-Konstanten von 75 km/s/Mpc einer Entfernung von etwa 60 Mio. Lichtjahren entspricht. Die Rotationsachse von NGC 4038 ist etwa 65° zu unserer Blickrichtung geneigt, die von NGC 4039 etwa um 71°.
Name | RA | Dec | Typ | bMag | vMag | B-V | SB | Dim | PA | z | D(z) | MD | Dreyer Beschreibung | Identifikation, Anmerkungen |
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NGC 4038 | 12 01 52.8 | -18 51 52 | Gx (SBm) | 10.9 | 10.3 | 0.6 | 12.1 | 3.4 × 1.7 | 94 | 0.005477 | 23.13 | 20.880 | pB, cL, R, vgbM | WH IV 28.1; h 1052; GC 2670; ESO 572-47; MCG -3-31-14; UGCA 264; Arp 244; VV 245; Antennae |
NGC 4039 | 12 01 53.8 | -18 53 08 | Gx (SBm) | 10.9 | 10.3 | 0.6 | 12.2 | 3.3 × 1.7 | 55 | 0.005474 | 23.12 | 20.880 | pF, pL | WH IV 28.2; h 1053; GC 2671; ESO 572-48; MCG -3-31-15; UGCA 265; Arp 244; VV 245; Antennae |
Auffindtipp für NGC 4038/9
Westlich von der Raute des Sternbildes Corvus, etwa ein Grad unterhalb der halben Strecke von Gienah (γ Corvi, 2.6mag) zu ζ Crateris (4.9mag), liegt das kollidierende Galaxienpaar NGC 4038/9. Da die beiden Galaxien recht lichtschwach sind, wird zum Auffinden am besten ein Okular mittlerer Vergrösserung gewählt.
Visuelle Beobachtung
350 mm Öffnung: Im 14-Zöller erscheinen beide Kerne sehr ausgeprägt. Die nördliche Galaxie NGC 4038 gibt sich heller und grösser. Südlich und fast nahtlos schliesst der etwas schwächere Galaxienkern von NGC 4039 an. Auf Fotos und mit Fantasie auf der Skizze erinnern die beiden Galaxien an einen Fötus. Die Antennen bei beiden Galaxien sind visuell mit den Amateurteleskopen nicht zugänglich. — 14" PWO-Dobson, F:4.6 / TV-Radian 8mm, 200x, 0.3°, Eduard von Bergen[192]
400 mm Öffnung: Im 21 mm Ethos Okular fallen einem als erstes zwei miteinander verbundene, nebelhafte Ovale auf, welche an ein Prussiens-Gebäck erinnern. Selbst bei höherer Vergrößerung zeigten sich nicht mehr Details, geschweige denn die Antennen. Die Horizontnähe und der bevorstehende Mondaufgang waren hier nicht sehr hilfreich. — 400 mm f/4.5 Taurus Dobsonian, Hasliberg, SQM 21.2, 3. 2. 2024, Bernd Nies
762 mm Öffnung: Der visuelle Eindruck lässt sich ungefähr mit einer MallinCam Videokamera und einer Integrationszeit von etwa drei Sekunden reproduzieren. Verwendet wurde ein nachgeführtes 30" f/3.3 SlipStream-Dobson. Das entstandene Bild kommt dem visuellen Sehen mit einem 13 mm Tele Vue Ethos Okular sehr nahe. — 14. 3. 2012, Eduard von Bergen