Sternhaufen NGC 6823 mit Emissionsnebel Sh 2-86

NGC 6823 + Sh 2-86
NGC 6823 + Sh 2-86: Offener Sternhaufen NGC 6823 mit Emissionsnebel Sh 2-86; 500 mm Cassegrain 3625 mm f/7.2; SBIG STL11K; 240+3*40 min LRGB; Berner Oberland; © 2015 Radek Chromik [32]
NGC 6820 + NGC 6823
NGC 6820 + NGC 6823: Sternhaufen mit Emissionsnebel in Vulpecula; Takahashi FSQ-106 EDX f=530 mm; Moravian G2-8300; Vixen New Atlux; 3 x 20 und 3 x 30 Min. = 150 Min. (-25°); Gurnigel; © 27. 9. 2014 Jonas Schenker [34]

Geschichte

Der offene Sternhaufen NGC 6823 wurde am 17. Juli 1785 vom deutsch-britischen Astronomen Wilhelm Herschel mit seinem 18.7" Spiegelteleskop entdeckt. [277] Er beschrieb ihn als «Haufen, ziemlich reich an Sternen, länglich, Sterne 11. bis 12. Grösse». [313] Den den Sternhaufen umgebenden Emissionsnebel bemerkte er damals nicht.

Am 7. August 1864 entdeckte der deutsche Astronomen Albert Marth den kleinen Emissionsnebel NGC 6820, den er als «schwach, klein, rund, heller in der Mitte» beschrieb. Er weilte zu der Zeit auf der Insel Malta und beobachtete den Himmel mit dem 48" f/9.4 Newton-Teleskop von William Lassell. [277, 313] Manche setzen NGC 6820 irrtümlicherweise mit dem Emissionsnebel um den Sternhaufen NGC 6823 gleich, so auch Roger W. Sinnot in seinem 1988 nachbearbeiteten NGC 2000.0 Katalog. [?] Doch die Beschreibung und die Positionsangabe von damals passen auf den kleinen Emissionsnebel etwa ein Viertel Grad südwestlich vom Zentrum des offenen Sternhaufens.

Der amerikanische Astronom Stewart Sharpless stiess bei der Durchsuchung der mit dem 48" Schmidt-Teleskop gefertigten Fotoplatten des «Palomar Observatory Sky Survey» auf den großen Emissionsnebel Sh 2-86 (LBN 059.38-00.15) rund um den offenen Sternhaufen NGC 6823. Er veröffentlichte 1959 diese Entdeckung zusammen mit insgesamt 313 H-II Regionen in einem Katalog. Auch er gab dort fälschlicherweise NGC 6820 als den Nebel um den Sternhaufen NGC 6823 an.[310]

NGC 6820
NGC 6820: Emissionsknoten in Nebel Sh2-86 und Sternhaufen NGC 6823. Ausschnitte aus verschiedenen Sky Surveys [147]

Physikalische Eigenschaften

Es handelt sich bei diesem Objekt um ein Sternentstehungsgebiet. Die Entfernung des Sternhaufens NGC 6823 wird recht ungenau mit 1.7 kpc bis 6.3 kpc (5500 bis 20'000 Lichtjahre) angegeben. [145] Wahrscheinlich befindet er sich eher am näheren Ende dieses Bereichs. Der Sternhaufen weist im Zentrum ein Trapez-System BD+22°3782 mit hellen O- und B-Typ Sternen auf. Etwa 92 Sterne heller als 13 mag gehören zu dem Haufen, welche sich in einen inneren und äusseren Bereich aufteilen. Das Hertzsprung–Russell (HR) Diagramm beider Bereiche zeigt eine klar definierte obere Hauptreihe mit einem geschätzten Alter von 2 Millionen Jahren. Eine weitere prä-hauptreihen Population mit einem geschätzten Alter von 200'000 bis 500'000 Jahren im äusseren Bereich könnte durch eine frühere Supernova-Explosion von einem der massiven O-Sterne im Zentrum von NGC 6823 hervorgerufen worden sein. [400]

Revised+Historic NGC/IC Version 22/9, © 2022 Dr. Wolfgang Steinicke [277]
Name RA Dec Typ bMag vMag B-V SB Dim PA z D(z) MD Dreyer Beschreibung Identifikation, Anmerkungen
NGC 6820 19 42 28.0 +23 05 15 EN 15.0 0.5 × 0.5 1.850 F, S, R, bM IRAS 19403+2258, knot in Sh2-86
NGC 6823 19 43 10.0 +23 18 00 OCL (I3pn) 7.1 7 1.893 Cl, eRi, E, st 11…12 OCL 124, LBN 135

Auffindkarte

Der offene Sternhaufen NGC 6823 befindet sich im Sternbild Vulpecula (Füchschen). Die beste Beobachtungszeit ist Mai bis Oktober.

Auffindkarte Sternhaufen NGC 6823 mit Emissionsnebel Sh 2-86
Sternhaufen NGC 6823 mit Emissionsnebel Sh 2-86 im Sternbild Vulpecula. Karte mithilfe von SkySafari 6 Pro und STScI Digitized Sky Survey erstellt. Grenzgrößen: Sternbildkarte ~6.5 mag, DSS2-Ausschnitte ~20 mag. [149, 160]

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Quellenangaben