Kosmisches Schlüsselloch (NGC 1999)

NGC 1999
NGC 1999: Ausschnitt aus dem ESO/Digitized Sky Survey 2 © 2013 ESO, Davide De Martin [637]
NGC 1999
NGC 1999: Aufnahme mit dem Hubble Weltraumteleskop. © 1999 ESA/Hubble & NASA, ESO, K. Noll [638]

Geschichte

Dieser Nebel wurde von Wilhelm Herschel am 5. Oktober 1785 mit seinem 18,7-Zoll-Reflektor entdeckt. Er katalogisierte ihn als IV 33 und notierte: «Ein Stern mit milchiger Chevelure oder sehr hellem Kern mit milchigem Nebel». [464] Dreyer nahm den Nebel als NGC 1999 in seinen 1888 veröffentlichten New General Catalogue auf. [313]

Physikalische Eigenschaften

NGC 1999 ist ein Reflexionsnebel im Teil von LDN 1641 der Orion A GMC (Riesenmolekülwolke). Er liegt in einer Entfernung von etwa 1350 Lichtjahren und hat eine geschätzte Größe von ~10'000 AE. Zunächst dachte man, dass es sich bei NGC 1999 um eine so genannte Bok-Globule handelt – eine dichte, kalte Wolke aus Gas, Molekülen und kosmischem Staub aus einer Sternentstehungsregion, die das Hintergrundlicht blockiert. Nachfolgende Beobachtungen ergaben jedoch, dass es sich bei dem dunklen Fleck tatsächlich um ein Loch oder einen Hohlraum in dem Material handelt, das den Reflexionsnebel von NGC 1999 erzeugt und von protostellaren Jets aus dem V 380 Orionis-Vierfachsystem ausgehöhlt wurde. [638, 639]

Revised+Historic NGC/IC, Version 22/9, © Dr. Wolfgang Steinicke [277]
BezeichnungNGC 1999
TypEN+RN
Rektaszension (J2000.0)05h 36m 25.4s
Deklination (J2000.0)-06° 42' 57"
Durchmesser2 × 2 arcmin
Metrische Entfernung0.450 kpc
Dreyer Beschreibung* 10, 11 inv in Neb
Identifikation, AnmerkungenLBN 979

Auffindkarte

Der Nebel NGC 1999 liegt im Sternbild Orion südlich des bekannten Orionnebels Messier 42 . Die beste Beobachtungszeit ist von Oktober hindurch bis März.

Auffindkarte Kosmisches Schlüsselloch (NGC 1999)
Kosmisches Schlüsselloch (NGC 1999) im Sternbild Orion. Karte mithilfe von SkySafari 6 Pro und STScI Digitized Sky Survey erstellt. Grenzgrößen: Sternbildkarte ~6.5 mag, DSS2-Ausschnitte ~20 mag. [149, 160]

Visuelle Beobachtung

635 mm Öffnung: Bereits bei geringer Vergrößerung (35 mm Tele Vue Panoptic, 72x) ist um den 10.9 mag hellen Stern BD -06°1253 ein kleiner Nebel mit einem dunklen Punkt neben der Mitte erkennbar. Bei zunehmender Vergrößerung (10 mm Tele Vue Delos Okular, 254x) ist der Kontrast optimal und die Schlüsselform deutlich erkennbar. Der Nebel ist auffällig und erscheint detailreich. Eine ungewöhnliches, oft übersehenes Objekt. — 25" f/4 Obession Dobsonian, Astrofarm Tivoli, Namibia, 16. 9. 2023, Bernd Nies

Weitere Objekte in der Nähe (±15°)

Quellenangaben

  • [149] SkySafari 6 Pro, Simulation Curriculum; skysafariastronomy.com
  • [160] The STScI Digitized Sky Survey; archive.stsci.edu/cgi-bin/dss_form
  • [277] «Historische Deep-Sky Kataloge» von Dr. Wolfgang Steinicke; klima-luft.de/steinicke (2021-02-17)
  • [313] «A New General Catalogue of Nebulae and Clusters of Stars, being the Catalogue of the late Sir John F.W. Herschel, Bart., revised, corrected, and enlarged» Dreyer, J. L. E. (1888); Memoirs of the Royal Astronomical Society. 49: 1–237; Bibcode:1888MmRAS..49....1D; ui.adsabs.harvard.edu/abs/1888MmRAS..49....1D/abstract (2021-04-14)
  • [464] «Catalogue of a second thousand of new nebulae and clusters of stars; with a few introductory remarks on the construction of the heavens» William Herschel, Philosophical Transactions of the Royal Society of London, 1 January 1789; DOI:10.1098/rstl.1789.0021
  • [637] Wide-field view of part of Orion in visible light; eso.org/public/images/eso1304c (2023-08-31)
  • [638] Cosmic Keyhole; esa.int/ESA_Multimedia/Images/2022/10/Cosmic_Keyhole2 (2023-08-31)
  • [639] «Hier ist wahrhaftig ein Loch im Himmel – The NGC 1999 dark globule is not a globule» T. Stanke, A. M. Stutz, J. J. Tobin, B. Ali, S. T. Megeath, O. Krause, H. Linz, L. Allen, E. Bergin, N. Calvet, J. Di Francesco, W. J. Fischer, E. Furlan, L. Hartmann, T. Henning, P. Manoj, S. Maret, J. Muzerolle, P. C. Myers, D. Neufeld, M. Osorio, K. Pontoppidan, C. A. Poteet, D. M. Watson, T. Wilson; A&A, Volume 518, July-August 2010; DOI:10.1051/0004-6361/201014612